Fachkräftemangel: Eine unterschätzte Krise
Nach den Ergebnissen einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) steht die deutsche Wirtschaft vor einer großen Herausforderung. Der bereits bekannte Arbeitskräftemangel wird sich in den kommenden Jahrzehnten deutlich verschärfen. Laut aktueller Studien werden die Unternehmen bis zum Jahr 2040 ein Achtel ihrer ausgebildeten Mitarbeiter verlieren. Dabei werden die Auswirkungen der Pandemie noch nicht vollständig berücksichtigt.
Um Arbeitskräfte langfristig zu sichern, ist ein Wandel des Mindsets erforderlich. Nicht selten wird für die Suche von Fachkräften auch im Ausland rekrutiert. Diversität wird dabei schnell zum Tool ökonomischer Stabilität anstatt zum Mittel aktiver Inklusion.
Doch wie macht sich der Mangel überhaupt bemerkbar?
Der Fachkräftemangel basiert nicht einfach auf der Anzahl der Arbeitsplätze im Vergleich zur Anzahl der Arbeitskräfte. Es gibt verschiedene Faktoren, die sich auf die Einstellung auswirken. Das Ausbildungs- und Erfahrungsniveau und die Erwartungshaltung der Bewerber*innen spielen eine maßgebliche Rolle dabei, ob es in einer bestimmten Branche einen Arbeitskräftemangel gibt
Zu den grundlegenden Arten des Arbeitskräftemangels gehören:
Anzahl der qualifizierten Menschen: Ein Arbeitskräftemangel kann vorliegen, wenn es nicht genügend qualifizierte Bewerber*innen gibt, um den Bedarf eines Unternehmens zu decken.
Qualität der Bewerber*innen: Wenn ein Arbeitgeber Schwierigkeiten hat, Mitarbeiter*innen mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden, kann ebenfalls ein Arbeitskräftemangel vorliegen.
Der Arbeitskräftemangel wird durch eine Kombination von Faktoren verursacht, darunter:
- Eine alternde Belegschaft
- Vorruhestand
- Gesundheitliche Probleme
- Ausscheiden von Arbeitnehmenden aus dem Arbeitsmarkt
- Beschränkung von Einwanderung
- Menschen, die sich für die Selbstständigkeit entscheiden
- Höhere Nachfrage nach Dienstleistungen der Informationstechnologie (IT)
Zusätzlich ist die Time-to-Hire für zu besetzende Stellen gestiegen. Es wird immer schwieriger, die gemeldeten Engpässe in den verschiedenen Branchen zu überbrücken. Besonders betroffen sind beispielsweise die Bereiche der Humanmedizin, Pharmazie und die verschiedenen Rettungsdienste. Ein weiteres gutes Beispiel für die Engpässe von Fachkräften ist der Bereich der Pflege. Hier hat uns die Pandemie mit großer Wirkung gezeigt, was für ein hoher Mangel in den Berufen der Pflege herrscht und welche Auswirkungen dies haben kann.
Weiterhin ist in den Bereichen Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in allen Bundesländern ein Mangel zu verzeichnen. Auch in den Handwerksberufen hat sich das Problem landesweit verschärft. Im Durchschnitt fehlen aktuell an 156 Tagen des Jahres qualifizierte Fachkräfte und Experten (56 Prozent über dem Durchschnitt für alle Berufe).
Um diese Situation in eine globale Perspektive zu setzen: Laut einer Studie von Korn Ferry ist bis 2030 in den weltweit untersuchten Volkswirtschaften mit einem Talentdefizit von 85,2 Millionen Arbeitskräften zu rechnen. Das ist im Vergleich mehr als die derzeitige Bevölkerung Deutschlands.